Die Wasserkraftwerke der E.ON Wasserkraft GmbH am Edersee



PSW Waldeck I und II
Bild 1: Ober- und Unterbecken

Wenn mittags Millionen deutsche Hausfrauen das Essen für ihre Familien bereiten oder wenn die Nation am Fernsehschirm dem Abendkrimi entgegenfiebert, dann bedeutet das für die deutschen Stromversorger höchste Leistungsbereitschaft. Zu bestimmten Tageszeiten, wenn die Nachfrage nach Strom sprunghaft ansteigt, muß genug Leistung zur Verfügung stehen. Hierzu tragen maßgeblich die Pumpspeicherkraftwerke bei. 2 Kraftwerke dieses Typs betreibt die E.ON Wasserkraft am Edersee, zusammen verfügen sie zukünftig über die erstaunliche Nennleistung von 615 MW.

Bekannt ist der Edersee als eines der beliebtesten mitteldeutschen Naherholungsgebiete.
Seine Schwergewichts-Staumauer
aus Grauwackebruchstein wurde von 1908 bis 1914 errichtet.
Diese über 400 m lange, 47 m hohe Mauer mit einer unteren Breite von 36 m, die sich nach oben bis auf 6 m verjüngt, wurde in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 bei fast vollem Stau durch eine britische Bombe getroffen. Die Folge war eine Katastrophe.
Eine Flutwelle begrub zahlreiche Dörfer des Edertals unter sich, sogar in Kassel, waren die Auswirkungen noch sehr stark.
Mit der im Jahre 1994 beendeten grundlegenden Sanierung der Staumauer waren schließlich auch die letzten Kriegsschäden beseitigt. Erstmals seit vielen Jahren wurde der Edersee wieder so weit aufgestaut, daß ein Überlauf über die weitgehend erneuerte Mauerkrone stattfinden konnte.
An der Staumauer des Edersees befinden sich ein
Speicherkraftwerk (Hemfurth), mit zwei modernen 10-MW- Turbinenanlagen ausgestattet. Ferner besteht ein kleines Laufwasserkraftwerk (Affoldern) mit einer Leistung von 3 MW an der Staustufe des flußabwärts der Sperrmauer gelegenen Ausgleichsbeckens.
In diesem Becken enden die riesigen Druckrohrleitungen, die zu den beiden
künstlichen Oberbecken auf dem Peterskopf führen. Sie überwinden dabei einen Höhenunterschied (zum Ausgleichs- bzw. Unterbecken) von mehr als 300 m und schaffen so ideale Voraussetzungen für die beiden Pumpspeicher-Kraftwerke Waldeck I und II.

In kürzester Zeit am Netz
Ein technisches Wunderwerk ist das 1975 in Betrieb gegangene Pumpspeicher-Kraftwerk Waldeck II.
(Hier einige Bilder der Anlage:

Beide Turbinen verfügen bald zusammen über die beachtliche Nennleistung von 480 MW. Das Oberbecken faßt ca. 4,3 Mio. m³ Wasser, die ausreichen, um 8 Stunden mit voller Leistung zu fahren. Bei den täglichen Belastungsspitzen oder dem kurzfristigen Ausfall anderer Kraftwerke ist "Waldeck 2" in kürzester Zeit am Netz. Auf Knopfdruck schießen ca. 160 Kubikmeter Wasser pro Sekunde 300 m tief zu Tal. Die Wassermassen treiben zwei starke Turbinen an, die sich mit dem gesamten Kraftwerk in einer gewaltigen Kaverne mitten im Berg befinden. Die unterirdische Maschinenhalle des Pumpspeicherkraftwerks Waldeck II ist ca. 100 m lang, 33 m breit und 54 m hoch. Von außen ist diese "Höhle der Technik" durch einen ca. 780 m langen Tunnel zu erreichen. Nach dem Bau des Kraftwerkes wurde eine Leistung von je 220 MW erzielt.
Nach umfangreichen Revisionsarbeiten an einer Maschine verfügt diese durch ein neues Turbinenlaufrad über 240 MW Erzeugerleistung. Die zweite Maschine wird folgen und somit steigert sich die Gesamtleistung der Anlage im Erzeugerbetrieb auf 480 MW.

Pumpspeicherkraftwerke gehen in der Regel nur in Zeiten des Spitzenbedarfs für kurze Zeit ans Netz. Das aus den Oberbecken entnommene Wasser wird in Schwachlastzeiten, vor allem also nachts, wieder hinaufgepumpt. Die Generatoren arbeiten dann als Motoren, die ihren Strom aus dem Netz beziehen, von jenen Kohle- oder Kernkraftwerken, die im 24-Stunden-Dauerbetrieb arbeiten.

Das Erstaunliche: Die Pumpen sind so leistungsfähig, daß das Hochpumpen nicht viel länger dauert (ca. 9 Std.) als das Herabstürzen der gleichen Wassermenge bei der Stromproduktion.


Nur für den Spitzenbedarf
Eine häufig gestellte Frage lautet, welcher Anteil der für den Pump-Prozeß eingesetzten Elektrizität "verlorengeht" oder anders herum gefragt, welcher Anteil nach der Speicherung in Form von Wasser anschließend als wertvoller Spitzenlaststrom zur Verfügung steht. Auszugehen ist von einem Verlust von etwa 20 Prozent, der aber dadurch kompensiert wird,daß der Spitzenbedarf an Strom stets nur zu sehr hohen Preisen gedeckt werden kann.